Biberella

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Kapitel 1

Kapitel 1
   
    Nach der langen Nacht tat die Dusche gut und Biberella schlug, nachdem sie sich abtrocknete, ihre langen, lockigen Haare in einen Handtuchturban. Sie verließ die Nasszelle und schritt zur Küchenzeile, wo sie schon der Duft frischen Kaffees erwartete, den der Computer zeitgenau aufbrühen ließ. Sie genoß die ersten Schlucke der belebenden dunkelbraunen Flüssigkeit und ließ ihren Blick durch das Fenster hinaus auf Tarsis-City schweifen. Immer noch verfluchte sie innerlich den Beamten, der sie hierher versetzte. Auf diesen Haufen öder Steine mitten im Nichts.

    Sie stellte die Tasse in die Spülmaschine und ging zurück in die Nasszelle, nahm das Handtuch ab und fönte noch schnell die letzte Feuchtigkeit aus den Haaren. Sie betrachtete sich im Spiegel und dachte bei sich selbst: „Hm, eigentlich nicht schlecht.“ Wenn nur die Biberzähne nicht wären, die immer vorwitzig hervorstanden und Biberella fürchtete immer noch, dass diese irgendwie ihre Autorität untergraben würden.

    Biberella verließ die Nasszelle und griff sich aus dem Schrank ihren hautengen blau-weißen Catsuit in den sie auch gleich schlüpfte. Danach zog sie noch die weißen Stiefel und die Handschuhe an und war bereit, den Tag zu beginnen.

    Es staubte gewaltig unter ihren Füßen als Biberella ihre Runde durch Tarsis-City machte. An manchen Tagen war die Luft so staubig, dass man sich mit einem Tuch vor Mund und Nase schützen musste, sonst blieb einem schnell die Luft weg. Heute ging es noch. Die Staubbelastung hielt sich in Grenzen und der Alltag nahm seinen gewohnten Gang. Dort hinten in den Glasmodulen waren die Botaniker mit der Aufzucht neuer Pflanzen beschäftigt, während die Feldarbeiter emsig damit beschäftigt waren den harten Felsboden aufzubrechen und abzutragen um dort fruchtbaren Boden zu gewinnen. Einer der Arbeiter lächelte und winkte freundlich Biberella zu, die den Gruß auch erwiderte und dann weiterging. Alles schien friedlich zu sein unter dem blauvioletten Himmel von Tarsis und Biberella lenkte ihre Schritte dem Saloon-Modul zu.

    Alle Blicke, vor allem die der anwesenden Männer, richteten sich auf Biberella, als sie den Saloon betrat und anmutig Richtung Theke schritt. Dort wurde sie schon von der Wirtin Luni erwartet, die bereits zu dem mit „Biberella"-gravierten Bierglas griff um es gleich zu füllen. Biberella liebte es so prompt und unaufgefordert ganz nach ihren Wünschen bedient zu werden und weil die schwarzhaarige Wirtin das auch immer zu ihrer Zufriedenheit tat, war sie hier gerne zu Gast. Obwohl, es war ja der einzigste Saloon weit und breit, also wo hätte Biberella denn sonst Gast sein sollen?! Luni stellte das volle Bierglas mit einem charmanten Lächeln und einem gesäuselten „Bitte.“ vor Biberella ab, die ebenso freundlich erwiderte: „Danke, Liebes.“ Schon griff Biberella das Glas und trank mit großen Schlucken das herrlich kühle Bier, damit der Staub aus der Kehle verschwindet.

    „Na, nichts los in der Stadt, oder?“ fragte Luni.
    „Nö, alles friedlich. So soll‘s ja auch sein.“ antwortete Biberella und nahm erneut einen großen Schluck.
    In der Tat war alles friedlich. Die Männer im Saloon saßen an ihren Tischen, tranken, spielten und unterhielten sich. Nur hinter Biberella am Tisch von Günni wurde getuschelt. Sie drehte sich um und sagte gespielt tadelnd: „Na, Günni, starrst mir wieder auf den Hintern?“ Da fiel Günni die Kinnlade herunter und er schaute peinlich berührt vor sich auf die Tischplatte. Mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht drehte sich Biberella wieder zur Theke, griff nach ihrem Glas und trank auch noch den Rest Bier. Weil heute wohl ein lauer Arbeitstag sein würde, wollte sich Biberella noch ein weiteres Glas gönnen und bestellte das sofort bei der Wirtin. Luni nahm auch prompt das Bierglas, ging damit zum Zapfhahn und drückte den roten Knopf. Doch statts Bier kam nur ein Gurgeln gefolgt von einem Pffffft... das durchaus an andere Geräusche erinnerte. Lunis Augenbraue zuckte hoch, dann flatterte ein Lid und sie presste die Lippen fest aufeinander. „Was für eine... ?!“

    Biberella staunte auch nicht schlecht. Das erste Mal, seit sie in dieser Einöde leben musste, kam kein Bier aus dem Hahn? Wie kann das denn sein? Zumal erst vor ein paar Tagen eine neue Lieferung von der Erde kam? Die Silos müssten doch randvoll sein?

    Die Wirtin versuchte es erneut, drückte auf den roten Knopf, doch auch dieser Versuch misslang und es ertönten abermals nur röchelnde Geräusche. „Ja, leck mich doch am....“ wütete Luni los, stellte das Bierglas unsanft auf der Theke ab, wischte sich die Hände an der Schürze ab und verschwand durch die hintere Schwingtür nach draussen. Biberella folgte ihr unauffällig.

    Draussen an der Siloanlage begutachteten beide sowohl die Füllstandsanzeige wie auch die Ventile. Alles schien soweit in Ordnung zu sein, wenn man von der Tatsache absieht, dass eben kein Bier mehr in den Silos war.
    „Ich versteh‘ es nicht. Erst vorgestern kam doch eine neue Lieferung von der Erde. Die kann doch noch nicht getrunken sein? Und die nächste Lieferung kommt erst in 2 Monaten!“, sagte Luni achselzuckend.
    Biberella legte einen Finger an ihr Kinn und dachte nach. Wohin könnte all das Bier nur verschwunden sein? Kein Defekt an der Anlage. Also wurde es gestohlen! Und die Übeltäter würden sich wünschen nie geboren worden zu sein, wenn Biberella herausfand, wer dafür verantworlich ist. Das stand fest!!
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