Biberella

[+] | [-]

Kapitel 2

Kapitel 2

    Mittlerweile tummelten sich auch die restlichen Gäste des Saloons draussen vor der Siloanlage und tuschelten untereinander. Auch Günni kam mit und schaute dem Treiben zu. Oftmals fragte man sich bei ihm, ob er überhaupt seine Umwelt verstand, wenn er mit wild umherwandernden Augen seine Umgebung zu durchsuchen schien. Aber irgendwie kam Günni klar mit sich und der Welt. Nur ab und zu konnte er sich nicht halten und als Biberella sich zu dem Stutzen am Biersilo bückte, entfuhr ihm ein hörbares Kichern beim Anblick ihrer prallen Kehrseite. Biberella fuhr auf, drehte sich zu ihm um und pfiff durch die Zähne: „Günni!!“.
    „Hö?“, war alles, was je über Günnis Lippen kam. Sozusagen seine Standardreaktion auf alles und jeden.

    So tumb Günni aber auch zu wirken schien, so zuverlässig war er in der Ausübung seiner Arbeit oder generell ihm übertragener Aufgaben. Genau diese Art der Hilfe benötigte Biberella nun, weil sie fest entschlossen war, dem Rätsel des verschwunden Bieres auf die Schliche zu kommen!

    „Günni, komm! Wir haben zu tun.“, befahl sie ihm und Günni nickte mit einem sabbernden Lächeln. „Luni, wir werden das Bier schon wiederfinden. Die Menge kann selbst der größte Schluckspecht nicht auf einmal getrunken haben.“, versprach sie der Wirtin.
    „Aber mach schnell, Biberella. Was soll ich denn sonst tun, wenn kein Bier mehr da ist? Sahne spenden?“, fragte sie und dabei entfuhr Luni ein Kichern.

    Biberella drehte sich um und ging schnurstracks zu ihrem Wohnmodul. Günni tippelte auf seinen kurzen Beinen hinterher und hatte sichtlich Mühe, ihr folgen zu können. Im Wohnmodul angekommen, rief Biberella die Videoaufnahmen der letzten 24 Stunden auf, insbesondere die, die den Saloon zeigten. Aufmerksam studierte sie die Zeitrafferaufnahmen, konnte aber bei aller Mühe nichts darauf erkennen. Also rief sie die Aufzeichnungen der letzten 72 Stunden auf. Nichts Außergewöhnliches war darauf zu entdecken, alles lief in normalen Bahnen. Das Lieferschiff kam, der Schlauch wurde am Silo angebracht, nach einer bestimmten Zeit wieder entfernt, die Lieferung quittiert.... scheinbar alles ganz normal. Aber was wäre, wenn das Bier gar nicht in das Silo gepumpt wurde? Hatte Luni auch wirklich kontrolliert, ob die Füllstandsanzeige voll war? Oder vertraute sie einfach darauf, dass alles wie immer sei und verzichtete auf eine Kontrolle? Biberella schaltete den Monitor aus und ging zurück in den Saloon.

    „Sag mal, Luni, hast Du nach der Bierlieferung auch wirklich kontrolliert, ob das Silo voll war?“, insistierte sie.
    Während Luni nachdachte, tippelte Günni etwas außer Atem in den Saloon und setze sich an „seinen“ Tisch, wobei seine tumben Äuglein Biberellas Hintern anvisierten.
    „Eigentlich nicht, ich vertraute darauf, dass alles wie immer sei und zeichnete einfach ab.“, gestand die Wirtin. „Obwohl ich mich schon wunderte, warum plötzlich ein anderer Lieferant da ist. Aber so ist die Welt, sie dreht sich und bleibt nie stehen. Nur sein Akzent war ungewöhnlich. So österreichisch.“
    „Aha!“, murmelte Biberella mit einem Kopfnicken und ihre blauen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Da setzen wir an. Günni!“
    „Hö?“
    „Komm, wir haben zu tun.“, sagte Biberella und schritt dem Ausgang zu, während Günni sich sputete ihr hinterher zu tippeln.
Zurück
Weiter>