Biberella

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Kapitel 3

Kapitel 3

    Biberella ging mit weiten Schritten vom Saloon zu ihrem Wohnmodul. Günni tippelte mit seinen kurzen Beinchen hinterher, was nur zu drollig aussah. Doch Günni war einfach nicht schnell genug und kaum, dass Biberella ihr Wohnmodul betreten hatte, schloss sie die Tür. Geradewegs vor Günnis Nase. Dem Kleinen blieb nichts anderes übrig, als im Eingangsbereich auf der vor Sand und Wind geschützten Bank zu warten, bis Biberella wieder erschien.

    Biberella dachte scharf nach und befahl dem Computer eine Verbindung zu der Brauerei auf der Erde aufzubauen. Prompt erschien auch ein Bild auf dem Monitor und Biberella schaute in das Gesicht einer recht hübschen Blondine mit himmelblauen Augen, die allerdings etwas erzürnt schien, weil sie bei der wichtigen Aufgabe, ihre Nägel zu feilen gestört wurde.
    „Was gibt es?“ schnauzte sie etwas unwillig Biberella entgegen.
    „Hier ist Biberella, Sicherheitsbeauftragte von Tarsis-City. Ihre Firma lieferte vor kurzem an den hiesigen Saloon Bier. Kann ich jemanden sprechen, der dafür verantworlich ist?“
    „Wenn‘s sein muss...“ raunzte die Blondine gelangweilt und verdrehte die Augen, was gerade noch zu sehen war, bevor die Anzeige auf eine Warte-Animation umsprang.
Nach kurzer Dauer - Biberella hätte nicht gedacht, dass sie so schnell eine Verbindung bekam - meldete sich ein älterer Mann mit kahlem Schädel und auffallend grauen Augen. „Was kann ich für sie tun?“
    Auch er schien nicht besonders erfreut über die Mühe dieses Gesprächs zu sein. „Vor kurzem schickten sie eine Lieferung Bier nach Tarsis-City?“ erwiderte Biberella.
    „Ja.... ähm... das heißt... eigentlich nein. Die Ladung wurde zwar verschickt, aber von unserem Transporteur hörten wir nichts mehr. Das Schiff scheint verschwunden zu sein. Vielleicht auch gekapert? Jedenfalls meldeten wir das unserer Versicherung und warten seitdem auf Neuigkeiten.“ erklärte er dann doch recht jovial.
    „Aber die Lieferung kam doch hier im Saloon an? Sie wurde abgezeichnet und alles schien soweit in Ordnung zu sein. Bis auf den Umstand, dass nun das Bier alle ist. Deswegen melde ich mich ja bei Ihnen.“
    „Dass die Lieferung bei Ihnen ankam ist mir neu. Davon weiß ich nichts. Uns ist das abhanden gekommen und was Sie bekommen haben wollen, ist somit nicht von uns!“ Augenblicklich hatte sein Gesicht die Freundlichkeit verloren. Seine grauen Augen blickten plötzlich eiskalt aus seinem faltigen Gesicht, das durch den weißen Bart noch kälter wirkte. „Wenn Sie mir vielleicht Ihre Daten geben könnten? Dann würden wir weitersehen...“
    Biberella bekam eine leichte Gänsehaut. Irgendwie machte ihr der Kerl Angst, obwohl er sich nun doch hilfsbereit zu geben schien. „Gerne.“ sagte sie ohne Begeisterung in der Stimme und übermittelte die Kopie des Lieferscheins und die Überwachungsvideos an ihren Gesprächspartner.
    „Vielen Dank. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich das Material gesichtet habe. Schönen Tag noch.“
    Der Schirm wurde im Nu dunkel. Die Verbindung war beendet.
    „Sowas aber auch....?!“, dachte Biberella bei sich.

    Zwei Stunden später meldete der Computer eine Gesprächsanfrage von der Brauerei. Biberella nahm diese entgegen und blickte erneut in diese kalten, grauen Augen.
    „Hallo nochmal.“ Zumindest klang die Stimme nun freundlicher als zuvor. „Wir haben uns das Videomaterial angesehen. Das ist zwar unser Schiff, aber den Führer kennen wir nicht! Haben diesen Kerl noch nie gesehen. Wir haben das Material an unsere Versicherung weitergeleitet. Sollen die sich darum kümmern.“
    „Aber was wird nun aus uns? Wir haben kein Bier mehr!“ sagte Biberella mit allem nötigen Nachdruck in der Stimme.
    „Nun, Sie werden eben warten müssen, bis die nächste Lieferung bei Ihnen eintrifft. Ach ja, die Rechnung der letzten Lieferung werden wir Ihnen natürlich erstatten.“
    „Zwei Monate ohne Bier? Auweh, das gibt Randale...“ murmelte Biberella. „Danke dennoch für die Auskunft.“
    „Danke auch. Schönen Tag noch.“ sagte der weißbärtige Mann wieder in geschäftsmäßig nüchternem Ton, bevor der Monitor schwarz wurde und die Verbindung beendet war.

    In Biberella staute sich Wut auf. Wut auf den Bierdieb, Wut auf den glatzköpfigen Mann, der ihr Anliegen so lapidar abtat und vor allem Wut auf den Beamten, der sie in diese Einöde schickte, wo sie nun wahrscheinlich tagelang oder sogar wochenlang ohne Bier auskommen musste. Biberella riss die Eingangstür ihres Wohnmoduls auf und schritt forciert an Günni vorbei, dem sie noch ein wütendes „Komm endlich!“ zurief. Beide zogen wieder Richtung Saloon. Biberella erneut in ihrem unnachahmlichen Schritt, der ihre Hüfte wiegen ließ, dass den Männern von Tarsis-City der Atem stockte und Günni, der mit seinen kurzen Beinchen ihr hinterher tippelte.
    Am Thresen angekommen berichtete Biberella Luni sämtliche Neuigkeiten. Die Wirtin fasste sich an den Kopf und wusste gar nicht, was sie nun machen sollte. Ohne Bierausschank befürchtete auch sie, dass es schnell zu Unruhen kommen wird und sich die Haudegen in ihrer Wut gegenseitig die Köpfe einschlugen... was ihr weniger leid tat, als der befürchtete Schaden an ihrer Salooneinrichtung.
    „Warum habe ich auch nicht kontrolliert, ob die Anzeige auf >VOLL< stand?“ jammerte Luni noch.
    Biberella tröstete sie mit den Worten: „Ist schon gut. Wer rechnet auch mit sowas? Lass mal... das kriegen wir schon wieder hin.“ Das sagte sie zwar, auch wenn sie sich selbst nicht sicher war, ob und wie sie das hinbekommen sollte.
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